Roadtrip-Feeling

Ganz nett hier in Europa

Es ist Sommer 2020. Und alles ist ein bisschen anders als sonst. Da C-Wort beherrscht die ganze Welt seit März. Größere Reisepläne zu schmieden ist so gut wie undenkbar. Regelmäßig gibt es neue Reisebeschränkungen, Einreisebestimmungen und Länder, die zum Risikogebiet erklärt werden. Wer in ein Flugzeug steigt, muss den richtigen Zeitpunkt erwischen, denn niemand weiß genau, wann sich die Lage wie verändert und wann Flüge von einem auf den anderen Tag nicht einfach wieder storniert werden so wie es im Frühjahr der Fall war. Von daher steht der Sommerurlaub auf sehr wackligen Beinen.

Was ist bis wann möglich? Ab wann gibt es welche Einschränkungen zu beachten? Sollen wir es wagen, über eine Grenze zu fahren, mit der Gefahr, dass sie womöglich wieder geschlossen wird? Wir erinnern uns an April 2020, als plötzlich die Grenzen zwischen Deutschland und Schweiz oder Deutschland und Österreich für den Tourismus gesperrt waren. Lange Staus sind die Folge, Leute sitzen in ihrem Urlaubsland fest. Ist das wirklich notwendig für ein bisschen Urlaubsfeeling? Und wie gefährlich ist es, Urlaub zu machen? Schleppen wir womöglich wieder etwas ein? Müssen wir danach in Quarantäne? Fragen über Fragen, die zu diesem Zeitpunkt eigentlich niemand beantworten konnte. Und so blieb uns nur eins: einen Urlaub zu planen, bei dem wir so unabhängig wie möglich und so flexibel wie nötig sind.

Das Flugzeug wurde direkt ausgeschlossen, zu groß die Gefahr, dass man Ende August/Anfang September (wo wir unseren Urlaub geplant hatten) schon wieder damit rechnen muss, nicht mehr zurückzukommen. Deshalb war das Auto unser gewähltes Fortbewegungsmittel. Nicht zu weit sollte das Urlaubsziel entfernt sein, denn wir wollten nicht nur im Auto verbringen. Und es sollte nicht demnächst zum Risikogebiet erklärt werden, also war es nötig, immer einen Blick auf die aktuellen Infektionszahlen zu werfen und kurzfristig zu entscheiden, ob wir wirklich hinfahren oder nicht. Dritter Punkt waren die Übernachtungsmöglichkeiten. Diese haben wir tatsächlich erst knapp zwei Wochen vorher gebucht, also mehr oder weniger absehbar war, dass wir fahren können. Und damit wir noch flexibler waren, haben wir kurzerhand auch noch die komplette Campingausrüstung in den Kofferraum geschmissen, das Auto bietet ja genug Platz für Gepäck. Übrigens ein riesen Vorteil, wenn man mit dem Auto verreist - man muss sich beim Gepäck nicht beschränken.

Nachdem wir also alle Aspekte abgewogen hatten, war unser Ziel klar: Es sollte Slowenien werden. Perfekte Entfernung, tolle Landschaft und Natur zum Aktiv sein, eine schöne Hauptstadt und gutes Essen. Also haben wir uns Ende August aufgemacht Richtung Slowenien. Am Ende ist darauf ein kleiner Roadtrip geworden, denn wir sind ja auf dem Weg durch Österreich gefahren, haben auch dort noch Stopps eingelegt und haben außer dem Soca-Tal in Slowenien auch die fantastische Haupstadt Ljubljana besucht.

Am Ende waren wir wirklich erstaunt darüber, was man in 10 Tagen alles sehen und erleben kann, wenn man sich ins Auto setzt und einfach losfährt. Ein Vorteil an Europa, den ich persönlich die letzten Jahre gar nicht mehr zu schätzen wusste. Zu oft denkt man bei Urlaub an weit entferne Ziele für die man sich freiwillig mehrere Stunden in den Flieger setzt. Aber das Unterwegssein bleibt dabei wirklich auf der Strecke. Das Ankommen an einem Ort ist etwas anderes, wenn man sich langsam dem Ziel nährt. Von daher soll dieser Blogeintrag mal wieder eine Lanze brechen für all die wunderschönen Ziele in Europa, vor allem die der Nachbarländer, die bei der Reiseplanung leider immer viel zu oft unter den Tisch fallen. Zu nah, zu uninteressant, zu ähnlich. Ich muss dem mittlerweile widersprechen. Ich finde wir haben mit Europa so eine Vielfalt an Kulturen und Landschaften, die wir viel öfters schätzen sollten. Wer kann schon innerhalb kurzer Zeit durch mehrere Länder fahren, immer eine neue Sprache und Kultur kennenlernen, unfassbar leckeres Essen probieren und dabei auch noch landschaftlich so viel Neues entdecken? Von daher: Ein Hoch auf Europa!