Endlich wieder Fernweh stillen

Immer flexibel bleiben: Kuba statt Neuseeland

Ungewiss startet das Jahr 2022. Nachdem 2021 doch mehr als erwartet von Corona geprägt war, fragen sich alle, was wohl 2022 möglich oder auch nicht möglich sein wird. Welches Land öffnet wieder? Wird reisen möglich sein und wenn ja, unter welchen Bedingungen und Einschränkungen? Trotz der widrigen Umstände halten Hannah, Anka und ich an unseren Reiseplänen für Februar 2022 fest und planen einfach drauf los, oder besser: improvisieren. Denn wirklich viel planen kann man eigentlich nicht. Immerhin ändern sich die Regeln gefühlt minütlich. Land xy wird zum Hochrisikogebiet erklärt, Land z schließt wieder für den Tourismus oder öffnet erst gar nicht. So geht es uns nämlich auch. Von unserer geplanten Neuseeland-Camper-Tour müssen wir uns Ende Dezember 2021 endgültig verabschieden, denn Neuseeland öffnet erst im April 2022 für den internationalen Tourismus. Also heißt es: neues Reiseziel unter den geltenden Bestimmungen suchen und dabei am besten immer eins: flexibel bleiben. 

 

Letztendlich bleiben Costa Rica und Kuba in der engeren Auswahl und wir entscheiden uns für Kuba - drei Wochen bevor wir unsere Reise starten. Viel Vorbereitungszeit bleibt da also nicht wirklich. Aber zu dritt kann man sich ja die Aufgaben teilen. Also bucht einer die Unterkünfte, der andere kümmert sich um den Mietwagen, der andere um die Einreisebestimmungen und Formulare. Die Vorfreude ist dennoch noch etwas verhalten, denn leider muss man ja in der ungewissen Zeit immer damit rechnen, dass doch noch etwas dazwischenkommt. Sei es ein positiver PCR Corona-Test, eine Flugannullierung oder ein Reiseverbot. Aber ich würde wohl kaum einen neuen Reiseblogeintrag beginnen, wenn es nichts zu berichten gäbe. Also sei hiermit schon einmal vorgegriffen und gesagt: es hat geklappt. Wir waren in Kuba. Und es gibt so einiges zu berichten.

Es geht los

Lección número 1: Unterkunft und Geld

Es geht tatsächlich los. Wir sind alle PCR-negativ und können unsere Reise antreten. Auch kommt kein Reiseverbot oder neue Einreisebeschränkungen. Also nichts wie los. Es fühlt sich ein bisschen komisch an, aber unglaublich toll an nach zwei Jahren mal wieder auf einem Flughafen zu sein, einzuchecken und in einem Flieger zu sitzen. Aufregend!

 

Wir kommen abends in Varadero an und wechseln in der offiziellen Wechselstube zuerst mal ein paar unserer Euros in kubanische Pesos, für einen Euro bekommen wir 25 Pesos. Dass das die dümmste Entscheidung auf der ganzen Reise sein wird, werden wir allerdings erst ein paar Tage später verstehen. Dann suchen wir uns ein Taxi und handeln erst mal den Preis runter. Denn 40 Euro für eine halbstündige Taxifahrt ist uns dann doch etwas zu teuer. In Varadero checken wir in unsere Unterkunft - ein casa particular - ein. In Kuba ist es ganz normal, dass die Kubaner einen Teil ihres Hauses/Wohnung als Touristen vermieten. Meist hat man ein Zimmer mit eigenem Badezimmer innerhalb des Hauses der Kubaner. Buchen kann man diese casas mittlerweile über airbnb oder über andere Portale. Wir haben die ersten drei casas bereits in Deutschland über airbnb gebucht. Die restlichen casas wollten wir dann vor Ort buchen, denn wir hatten gehört, dass es teilweise nicht ganz einfach ist, Internetverbindung in Kuba zu kriegen. Aber auch dazu später mehr. Tania, unsere Vermieterin in Varadero, empfängt uns und begrüßt uns erst mal mit einem leckeren, frischgepressten Papaya-Saft. So lässt sich unsere Reise doch beginnen. 

 

Den ersten Tag orientieren wir uns erst mal und checken die Lage und den Strand und essen direkt das erste Mal "Arroz moro", das typisch kubanische Essen, Reis mit schwarzen Bohnen. Das wird uns die nächsten drei Wochen noch öfters unterkommen. Dann decken wir uns noch mit ein paar Flaschen Wasser ein, denn das Trinkwasser in Kuba ist nicht trinkbar, zumindest nicht überall. Im Laden, den man wohl kaum als Supermarkt bezeichnen kann, gibt es außer einem Regal für voll Rum nur ein paar Konservendosen und ein paar Packungen Reis. Uns wird da schon bewusst, dass es in Kuba wohl nicht viel gibt. Für die fünf 1,5 L Flaschen zahlen wir 500 Pesos. Wir zahlen, gehen und stoppen. Moment mal, 500 pesos? Das sind doch umgerechnet 20 Euro! Da stimmt doch was nicht. Wir gehen wieder zurück und reklamieren, in der Annahme, dass sich die Kassiererin vertippt hat. Aber hat sie nicht. Stattdessen versucht sie uns irgendetwas von einem Wechselkurs zu erklären, der nicht 1:25 sondern 1:100 ist. Wir verstehen nur Bahnhof. Wir geben die Pesos zurück und zahlen stattdessen 5 Euro mit Kreditkarte.

 

Völlig verwirrt fangen wir an zu googeln. Kuba, Währung, Umrechnungskurs. Und verstehen: in Kuba herrscht im Moment eine Inflation von 70 %. 2021 wurde eine Währungsreform durchgeführt, infolgedessen die bis dahin existierende Touristenwährung (CUC) abgeschafft wurde. Jetzt gibt es nur noch die einheimische Währung (CUP). Und diese ist von extremer Inflation gebeutelt. Was dazu führt, dass die Preise für Lebensmittel exorbitant gestiegen sind. Und die Währung natürlich so gut wie nichts mehr wert ist. Wir sind ein bisschen geschockt angesichts der Preise, die uns erwarten werden. Denn mit einem Umrechnungskurs von 1:25 zahlen wir plötzlich um einiges mehr für Essen und Tanken, als wir uns in Deutschland ausgerechnet haben. Aber durch die fehlenden Touristen in den letzten Monaten seit der Währungsreform ist diese Information leider noch nicht wirklich angekommen. Es war einfach niemand vor Ort, der diese extreme Inflation mitbekommen hat. Wir sind gefühlt eh die einzigen Touristen, die unterwegs sind. Die Hotels und Strände sind nämlich ziemlich leer, in den Restaurants fast nur Kubaner. Viele Touren werden (noch) nicht angeboten, weil keine Nachfrage besteht und etliche Busse fahren nicht oder nur mit abgespecktem Fahrplan, da auch hier erst wieder alles langsam neu aufgenommen wird seit Corona. Wir überschlagen mit Grauen, was uns der Urlaub mit diesen Preisen kosten wird und überlegen bereits fieberhabt, wo wir einsparen können. Denn eins ist klar, wenn ein Abendessen nicht wie erwartet zwischen 5-8 Euro, sondern zwischen 15-20 Euro kostet, dann rüttelt das unsere Reisekasse ganz schön durcheinander. Jetzt verstehen wir auch, warum unsere Casa-Vermieterin das Frühstück in Euro bezahlt haben möchte und warum man ansonsten in den Läden mit Kreditkarte zahlt. Und ich verstehe ein bisschen mehr, was mir Tania morgens in einem Spanischredefluss versucht hat zu erklären: Der kubanische Peso ist so wenig wert, dass jede andere Währung Gold wert ist. Kein Problem, wenn wir mit viele Euro-Bargeld gekommen wären, aber leider haben wir alle nur rund 350 Euro mitgebracht, von denen wir einen Teil ja bereits am Flughafen gewechselt haben. In diesem Moment ahnen wir noch nicht, dass uns bereits am nächsten Tag der "cambio negro" zur Hilfe kommen wird, also der Schwarzmarkt. 

 

Beim Abendessen am nächsten Abend (für das wir wiederum ziemlich viel Geld ausgeben) treffen wir zwei Deutsche, die bereits seit vielen Jahren nach Kuba kommen.  Und sie haben uns den wertvollsten Tipp überhaupt. Wechselt eure Euros nicht an den offiziellen Wechselstuben, sondern auf der Straße oder besser gesagt, fragt eure Casa-Vermieter, die es für euch wechseln. Denn die können euch zum Wechselkurs wechseln, der im Moment "auf der Straße" oder besser gesagt, dem Schwarzmarkt gilt: ein Euro für 80 bis zu 100 Pesos. Gewechselt mit diesem Kurs ergeben sich natürlich auch ganz andere Essenspreise. Kostet ein Essen 450 Pesos, zahlt man mit dem Kurs 1:25 einen Preis vom umgerechnet 18 Euro. Mit dem Kurs von 1:100 aber nur 4,50 Euro. Das ist einfach unfassbar. Dass mein Spanisch in Kuba nützlich sein würde, hatte ich mir ja gedacht, dass ich aber unsere Casa-Vermieter fragen würde, ob sie uns Euros mit einem "guten" Wechselkurs in Pesos umtauschen können, damit hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Das lernt man auf jeden Fall nicht in der Schule. Gefragt, getan. Tania und ihr Mann Andrés lachen nur, als wir am Abend völlig kleinlaut fragen, ob sie uns Geld wechseln können, weil wir erst jetzt die ganze Situation verstanden haben und versichern uns, dass war erst "Lección número 1" in Kuba. Da werden noch viele weitere Kurse folgen, denn eins ist klar: Die Situation in Kuba ist kompliziert und vieles für uns Europäer absolut unverständlich. Mit einem Sack voll Pesos treten wir also unsere Rundreise an. Immerhin die Reservierung des Mietwagens hat geklappt und wir können am nächsten Tag unsere erste Autofahrt in Kuba wagen und düsen nach Havanna. 

 

 

On the road

Lección número 2: Land, Leute und Auto fahren in Kuba

Vor den kubanischen Straßenverhältnissen wurden wir bereits in mehreren Reiseblogs gewarnt. Nichtsdestotrotz haben wir uns dazu entschieden, einen Mietwagen zu buchen, um flexibel und unabhängig reisen zu können. Wir würden das Auto schon schaukeln. Und das war in der Tat so. Manche Straßen, wie z. B. die zentrale Autobahn sind in einem relativ guten Zustand. Relativ gut heißt in dem Fall, nur ab und zu Schlaglöcher. Sobald man von der Autobahn abfährt werden die Straßen auch schlechter. Schlaglöcher, ausgefahrene Spurrillen und spitze Steine sind dann an der Tagesordnung. Auch nachts sollte man nicht unbedingt fahren, denn nicht nur sieht man dann die Schlaglöcher noch weniger, auch die Autoscheinwerfer sind nicht die besten. Und außerdem fahren ja außer Autos noch Kutschen mit Pferden und Motorroller wild auf der Straße rum. Straßenschilder sind ebenfalls rar gesät, ab und zu findet man mal eins, aber besser ist es, sich auf ein Navigationssystem zu verlassen. Wir haben deshalb schon im Vorfeld Offline-Straßenkarten heruntergeladen und uns damit durch Kuba und durch die Städte lotsen lassen. Definitiv eine sehr gute Entscheidung, das hat uns einige Nerven erspart. Tanken sollte man bestenfalls direkt immer, wenn man eine Tankstelle entdeckt, denn nicht immer gibt es Benzin. Oder man bekommt nur eine gewisse Anzahl Liter. Auch wir durften einmal nur 10 Liter tanken, da wir aber sowieso immer regelmäßig getankt haben, war das für uns kein Problem. Trotz der manchmal wirklich sehr schwierigen Straßenverhältnisse haben wir es nicht bereut, ein Auto gemietet zu haben. Wenn man langsam und vorsichtig fährt, kann man auch das größte Schlagloch umfahren. 

 

Was man über die Kubaner sagen kann? Ich habe selten so nette, hilfsbereite, gastfreundliche und lebensfrohe Menschen kennengelernt. Und wir haben uns zu jeder Tages- und Nachtzeit einfach unglaublich sicher gefühlt. Nie hatten wir Angst, dass wir in eine brenzlige Situation kommen könnten, dass man uns etwas Böses will, davon abgesehen, dass man natürlich als Tourist auch mal über den Tisch gezogen wird. Aber sobald wir auf Spanisch verhandelt haben, war auch das schnell gelöst. 

 

Was isst man in Kuba? Typischerweise Reis in allen Variationen (pur, mit Bohnen, mit Gemüse, mit Butter ...) mit Fisch (oft Languste), Hühnchen, Schwein oder Rind. Als Beilage gibt es oft ein paar Scheiben Tomaten, Gurken und Kohl. Und damit ist auch das typische kubanische Essen beschrieben. Der Vorteil in den Restaurants ist, dass man nicht lange Zeit braucht, um sich zu entscheiden. Viel mehr muss man fragen, was sie überhaupt noch da haben. Denn uns ging es nicht nur einmal so, dass auf der Speisekarte zwar unzählige Gerichte aufgeführt werden, es am Ende dann aber doch nur Reis und Languste gibt. Ab und zu findet man auch Pizza und Pasta, geschmacklich muss man sich da aber keine italienischen Standards erwarten. Zum Frühstück steht Ei in allen Variationen auf dem Programm, gepaart mit Brot und ein bisschen (die Betonung liegt auf ein bisschen) Butter. Wenn man Glück hat gibt es Milch für den Kaffee, in den meisten Fällen trinkt man aber den Kaffee als Espresso. Das absolute Highlight in Kuba sind eigentlich die Früchte. Bananen, Papaya, Guave, Ananas und Mango geben hier wirklich den Ausschlag.  

 

Und das Land Kuba? Einfach unglaublich interessant und gleichzeitig unfassbar kompliziert. Dort tickt die Uhr einfach ein bisschen anders und das Leben läuft anders, als wir es in westlichen Ländern kennen. Wir haben uns oft gefragt, was die Kubaner eigentlich den ganzen Tag machen. Da Jobs eher rar gesät sind und auch die Arbeitsplatzsituation nicht rosig ist, sind viele Kubaner dann doch viel Zeit zu Hause. Und trotzdem würde ich die Kubaner nicht als "faul" bezeichnen, es ist eher so, dass sie einfach nicht die Möglichkeiten haben, die wir genießen. Bildung ist kostenfrei in Kuba, das heißt, viele junge Leute studieren, Medizin, Ingenieur, Design, alles das, was auch wir studieren können. Der Unterschied ist nur, dass die Kubaner mit ihrem abgeschlossenen Studium einfach nichts anfangen können, da es keine Arbeit gibt. Und so enden doch viele studierte Leute am Ende wieder als Taxifahrer oder als Gepäckträger im Hotel. Was einfach unglaublich schade ist. Natürlich versuchen viele, vor allem junge Leute, ein Leben außerhalb von Kuba aufzubauen, gehen in die USA. Doch dort müssen sie oft wieder von vorne beginnen, da ihre Ausbildung oft nicht anerkannt wird. Tania, unsere Vermieterin, meinte, in Kuba gibt es immer irgendwelche Schwierigkeiten und das nicht erst seit Covid, was die Situation nochmal deutlich verschlechtert hat. Lebensmittel sind schwer zu kriegen, durch die Inflation außerdem extrem teuer geworden. Die Kubaner haben also immer weniger. Einmal im Jahr dürfen sie eine große Reise machen und das wird genutzt, um aus USA oder Europa Klamotten, Elektronik und was auch immer mitzubringen. 

 

In Kuba sind außerdem alle Internetseiten blockiert, die Transaktionen über USA abwickeln. Heißt beispielsweise, der Zahlungsdienst PayPal kann nicht aufgerufen werden geschweige denn eine Geldzahlung veranlasst, wenn man sich aus Kuba aus versucht einzuloggen. Auch die Buchung über airbnb funktioniert in Kuba nicht. Die Lösung ist ein VPN-Client, der die Internetverbindung verschlüsselt. 

 

Covid hat Kuba leider sehr geschadet, viele Restaurants und Bars mussten dadurch schließen. Viele Touren wurden pausiert und werden noch immer nicht wieder angeboten. Die Busse fahren noch immer sehr unregelmäßig. Alles ist immer noch etwas auf Pause. Erst langsam läuft alles wieder an und man kann nur hoffen, dass viele Touristen die nächsten Monate wieder nach Kuba kommen und dabei helfen, dass die Leute vor Ort dadurch wieder ihre Einnahmen stabilisieren können. 

Rundreise Kuba

Lección número 3: Stadt & Land, Wald & Strand, Meer & Berge

In drei Wochen Kuba kann man so einiges sehen und gleichzeitig ist es doch zu wenig Zeit, um die komplette Insel abzufahren (zumindest, wenn man nicht jeden Tag im Auto sitzen will.) Wir haben uns vorab eine ungefähre Route und ein paar Stopps überlegt, die wir besuchen wollen. Am Ende sind es folgende Stopps geworden:

  • Varadero (Strand)
  • Havanna (Stadt)
  • Soroa (Wasserfälle und Berge) / Las Terrazas
  • Vinales (Landschaft, Kaffeeanbau, Tabakanbau, Pferdeausritt, Strand)
  • Playa Larga (Schnorcheln)
  • Cienfuegos (Stadt)
  • Trinidad (Stadt, Wald, Wasserfall, Berge)
  • Cayo Coco (Strand)
  • Santa Clara (Stadt)
  • Varadero

Havanna ist Kontrast pur. Man kann wunderschöne Stadtteile mit herrlichen Villen sehen und eine Straße erwarten einen auf einmal heruntergekommene und eingefallene Häuserfassaden, Dreck und Gestank. Und trotzdem macht genau das die Stadt unglaublich interessant und sehenswert. Wenn man möchte, kann man sich natürlich in den schöneren Teilen der Stadt aufhalten, kann schön essen gehen in einem der Restaurant auf einem der herausgeputzten Plätze. Man kann aber auch durch die anderen Stadtteile laufen und so die Stadt im Gesamten wahrnehmen. So haben wir es gemacht. Schade war, dass leider das blühende Leben noch nicht wieder ganz in Havanna angekommen ist. Wir hatten ein bisschen erwartet, dass an jeder Ecke Musik läuft, die Leute Salsa tanzen und die Stadt einfach voller Leben ist. Aber Covid hat das leider alles etwas gebremst. Touristen waren ja so oder so nicht viele unterwegs. 

 

Ca. 1 1/2 Stunden von Havanna entfernt liegt Soroa. Das kleine Dorf ist an sich nicht wirklich sehenswert, wir haben hier nur einen Stopp eingelegt, da wir nach Las Terrazas wollten, ein Ort, der ca. eine halbe Stunde Autofahrt entfernt ist und ein Naturschutzgebiet ist. Auch hier wurden wir leider etwas enttäuscht, da viele Restaurants durch Covid geschlossen waren. Wir sind dann noch zu den Wasserfällen San Juan gefahren und dort die natural pools genossen. 

 

Wiederum ca. 1 1/2 Stunden von Soroa liegt Vinales und das gleichnamige Tal. Das Vinales-Tal steht für Tabakanbau und herrliche Naturlandschaften. Wir haben hier drei Tage verbracht, uns einiges über den Kaffeeanbau und den Tabakanbau erklären und das mit einem Pferdeausritt verbunden. Außerdem sind wir von Vinales nach Cayo Jutías gefahren, einer, wenn man den Reiseführern glauben mag, der schönsten Strände Kubas. Die Fahrt dorthin war allerdings weniger schön. Für die knapp 60 Kilometer haben wir sage und schreibe 3 Stunden gebraucht, weil die Straßen in so einem schlechten Zustand sind, dass wir teilweise nur mit 20 km/h vorwärts gekommen sind. Schlaglöcher so tief, dass unser Auto teilweise aufgesessen ist. Oder so spitze Steine, dass es schlichtweg an ein Wunder grenzt, dass wir keinen platten Reifen hatten. Die Fahrt dorthin hat sich dennoch gelohnt, denn der Strand ist wirklich traumhaft. Türkisfarbenes Wasser und weißer Sandstrand. Das Vinales-Tal bietet auf alle Fälle für jeden Geschmack etwas. Auch mit einem Tag mehr hätten wir sicherlich noch genügend Aktivitäten gefunden, um uns die Zeit zu vertreiben. 

 

Von Vinales ging es für uns weiter nach Playa Larga bzw. Schweinebucht. Die Fahrt dauerte knapp 5 Stunden. Der Name leitet sich nicht von Schweinen (span. cochinos), sondern von karibischen Drückerfischen ab, die in Kuba ebenfalls cochinos genannt werden. Unweit von Playa Larga liegt Cueva de los peces und das ist definitiv der beste Ort um zu schnorcheln. Hier haben wir uns das erste Mal richtig darüber gefreut, dass keine Touristen da waren, denn so hatten wir diesen sagenhaft schönen Ort fast für uns alleine. 

 

Nach Playa Larga fahren wir nach Cienfuegos. Cienfuegos ist wohl die sauberste Stadt von Kuba. Nicht nur werden die Straßen täglich gekehrt, sondern auch die Hausfassaden sind hergerichtet und allgemein macht die Stadt einen sehr herausgeputzten Eindruck. 

 

Nach Cienfuegos steht Trinidad auf dem Programm. Trinidad ist zwar nicht so herausgeputzt wie Cienfuegos und trotzdem hat es uns die Stadt irgendwie angetan. Die Altstadt ist gepflastert, ein Albtraum für jeden Autofahrer, aber es hat Charme und macht eine ganz besondere Atmosphäre. Die Häuser sind kunterbunt und vielleicht ist auch das, was uns so gut gefällt. Von Trinidad aus machen wir einen Tagesausflug in den Nationalpark Parque Topes de Collantes, um dort zu wandern. Es gibt mehrere Wasserfälle und Wanderungen, wir entscheiden uns für den Salto de Caburní und wandern ca. 4 Stunden, zunächst geht es 450 Höhenmeter nach unten, die man auf dem Rückweg natürlich wieder nach oben wandert. Für 10 € ist der Eintritt recht teuer, aber die Abwechslung zu Strand und Stadt war uns der Preis wert. Und auch der Sprung nach der Wanderung in den natural pool hat etwas für sich. 

 

Cayo Coco, die vorgelagerte Insel von Kuba, wird unser nächster Stopp sein. Traumhafte Strände versprechen die Reiseblogs und Reiseführer. Und ja, das ist wahrscheinlich wirklich so. Wir hatten allerdings ein bisschen Pech mit dem Wetter, sodass wir leider das Meer eher stürmisch und unruhig erlebt haben und nicht in den Genuss von Katamaran-Ausfahren oder Schnorcheltrips gekommen sind. Deshalb haben wir Cayo Coco wohl ein bisschen schlecht in Erinnerung, weil wir einfach nur 2 Tage in der Hotelanlage verbracht haben und nach so viel Einsamkeit in den anderen Orten zusätzlich gestresst waren von den vielen Menschen. Bei gutem Wetter bietet die Insel aber auf jeden Fall tolle Möglichkeiten. 

 

Letzter Stopp, bevor es wieder nach Varadero ging, war Santa Clara. Letztlich haben wir nur aufgrund der langen Autofahrt von Cayo Coco nach Varadero entschieden noch einen Stopp in Santa Clara einzulegen. Abends haben wir das kubanische Studentenleben kennengelernt und haben uns einfach darüber gefreut, dass wir doch noch etwas von den Salsa-Tanzenden und Musik-liebenden Kubanern mitbekommen haben. 

 

Und dann geht es auch schon wieder zurück nach Varadero. Und dort sind wir tatsächlich auch noch in den Genuss eines Katamaran-Ausflugs nach Cayo Blanco geworden und haben nochmal so richtig den Strand genossen, der in Varadero übrigens auch mit anderen Stränden in Kuba mithalten kann. 

 

Vermutlich hätte man noch mehr Stopps machen können und auch noch mehr anschauen. Wir hatten zum Beispiel auch ursprünglich noch Camaguey auf der Liste, haben uns dann aber angesichts der vielen Fahrerei dagegen entschieden. Mit einer Woche mehr kann man aber sicherlich noch den Osten von Kuba entdecken. Wir haben trotzdem den Eindruck, Kuba "gesehen" und erlebt zu haben. Und das vor allem auch deshalb, weil wir nicht mit unzähligen Touristen unterwegs waren und durch die Unabhängigkeit durch das Auto auch unsere eigene Route gewählt haben. 

 

Das kommt mir Kubanisch vor

Lección número 4: Lieber zweimal nachfragen

Die Kubaner lieben es, Touristen anzusprechen. Unter welchem Vorwand auch immer. Entweder sie wollen wissen, woher man kommt "Where are you from?", möchten dir (insbesondere den westlichen Frauen) Komplimente machen "Beautiful girl", "Linda", "Wow" oder dir sonst irgendetwas andrehen oder organisieren "Horseriding to the waterfall?", "Cigarettes?" "You wanna change money?", "Taxi to Havanna?". Wenn man durch die Städte läuft, wird man ungelogen alle 20 Meter angesprochen. Als Frauen vielleicht noch öfters und als erste Touristen seit zwei Jahren vermutlich noch öfters. Wir haben auf verschiedene Art und Weise versucht darauf zu reagieren. Höflich ablehnen, ignorieren, in ein Gespräch verwickeln lassen. Es haben sich dadurch ein paar witzige Gespräche entwickelt, manchmal war es einfach nur nervig. Deshalb am besten situationsabhängig entscheiden, ob man sich darauf einlassen möchte oder nicht. Für die Kubaner ist das Normalität, sie machen das wirklich den ganzen Tag lang. Auch wir haben uns gefragt, ob sie dadurch tatsächlich mehr Touren oder Zigaretten verkaufen, aber letztendlich wollen sie einem ja auch nichts böses, sondern sich einfach nur bemerkbar machen. Witzig ist auch, dass scheinbar alle Kubaner Verwandte oder Freunde in Deutschland haben. Bis auf den Namen der Stadt wissen sie dann aber schnell nicht mehr viel. Das sagt dann wohl alles über den Wahrheitsgehalt der Geschichte. 

 

So gerne die Kubaner einem etwas anbieten, so gerne geben sie einem auch Auskunft, wenn man etwas sucht. Und wir haben wirklich mehr als einmal gedacht, dass sie uns weiterhelfen können. Aber irgendwann dann doch gemerkt, dass sie keine Ahnung haben. Als wir Zigaretten gesucht haben, wurden wir einfach 5-Mal im Kreis rumgeschickt zu verschiedenen Läden, die alle nicht eine Zigarette verkauft haben. Und man wird einfach von einem zum nächsten geschickt. Als wir auf der Suche nach einem Transport zum Flughafen waren, hat uns das Hotel zu einem Reisebüro geschickt, dort könne man den Flughafen-Shuttle buchen. Im Reisebüro dann die Auskunft, dass es diesen Flughafen-Shuttle zurzeit gar nicht gibt. Dort gibt es wiederum die Info, dass wir beim Busbahnhof mit einem Bus an den Flughafen kommen, dieser fährt mehrmals täglich. Doch auch das stellt sich als falsch heraus, der Bus fährt nur noch einmal täglich. 

 

Nicht nur einmal kamen wir in die Situation, dass jemand versucht hat uns zu erklären, dass die Straße, die wir fahren möchten, gesperrt sei. Kein einziges Mal hat es gestimmt. Wir sind einfach an den wild gestikulierenden Menschen vorbeigefahren. 

 

Und die Restaurants machen bei den nicht ganz wahren Aussagen ganz vorne mit. Denn wie oft waren die leckersten Gerichte und Getränke angeschrieben,  beim Nachfragen war dann doch recht schnell klar, dass es die Hälfte davon leider gerade nicht gibt. Wer denkt, dass war tagesbedingt, dem sei gesagt, dass wir oft auch am nächsten Tag genau das gleiche Szenario wieder durchgemacht haben. Deshalb war oft der erste Satz, wenn wir in ein Restaurant gegangen sind: "Qué hay?" zu deutsch: "Was gibt es?"